malé logo
Verschönerungsverein in Znaim
os staré Znojmo

D e r   O r t   u n d   s e i n   G e i s t

Znaimer Burg

Urzeit
Die außergewöhnliche Lage, oberhalb des Zusammenflusses vom Granitzbach und Thaya, bot den Menschen  geeignete Lebensbedingungen schon im 4. Jahrtausend vor Christi Geburt.  Aus der späten Bronzezeit (1300-1100 Jahre  v. Chr.) stammt ein bedeutender Fund von 70 Bronzeringen.

Die Burg der Znaimer Fürsten aus dem Geschlecht Premysl  (Ende 11. Jhd. -   12. Jhd.)
Der Felsenvorsprung war höchstwahrscheinlich eine uralte Kultstätte und daher war es auch kein Zufall, dass er in der Mitte des 11. Jahrhunderts von dem mährischen und später auch böhmischen Fürsten Konrad I. und seinem Sohn Lutold als eine geeignete Stelle für  den Bau der neuen Holz- und Lehm-Burg ausgewählt wurde. Bis zu dieser Zeit verwalteten die mährischen Przemysliden den Znaimer Kreis von der unweit liegenden Burgstätte St. Pöltenberg. Die neue Burg war leichter zu verteidigen und der Schutz für den alten, aus Österreich über den Kuhberg und durch das Thayatal in die nördliche Richtung führenden kaufmännischen Weg war gegeben. In der  ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, während der Streitigkeiten zwischen den mährischen und böhmischen Przemysliden litt die Burg. Zu dieser Zeit befand sich hier das Münz Haus, in dem die Münzen des Znaimer Teilfürstentums geprägt wurden. Die Burg wurde zur Residenz von Markgrafen Konrad Otto und Wladislaw Heinrich, welche die Burg aus Holz zu einer Steinburg umbauen ließen. Sie  versahen die Anlage  mit festen Burgmauern und mit einem ungewöhnlichen achtseitigen Turm (dieser s.g. Räuberturm stürzte leider im  Jahre 1892 ein).

Die königliche Burg am Rande der königlichen Stadt (13. – 17. Jhd.)
Nach der Auflösung des Znaimer Fürstentums, am Ende des 12. Jahrhunderts, verwalteten die Burg die Burggrafen oder  Kastellanen, später die königlichen Hauptleute. Der König Premysl Ottokar I. gründete auf dem Vorfeld der Burg die erste königliche Stadt in  Südmähren. Die Znaimer Burg wurde oft von zahlreichen böhmischen Herrschern besucht, die auf ihrem Weg von Böhmen nach  Österreich durch Znaim fuhren. Mehrmals wurde sie sogar zum Ort zahlreicher diplomatischen Verhandlungen. Zum Beispiel hat der  König Johann von Böhmen, ein Luxemburger, hier im Jahre 1335 die Hochzeit  seiner jüngsten Tochter Anna mit dem österreichischen  Herzog Otto IV., dem Fröhlichen veranstaltet. Während der Hussitenkriege wurde die Burg zu einer festen Stütze des  böhmischen  Königs und später des römischen Kaisers Sigismund von Luxemburg, der hier im Jahre 1437 starb. Seit der zweiten Hälfte des 15.  Jahrhunderts wird die Burg von den Königen mehrmals verpfändet und folglich wieder zurückgekauft. In den Jahren 1529-1530 weilte hier  die Königin Maria von Habsburg, die Witwe des Ludwigs II., des Königs von Böhmen, Ungarn und Kroatien aus dem Geschlecht der  Jagiellonen. Ein paar Jahre später, zu der Zeit der türkischen Gefahr, befand sich die Burg in einem sehr schlechten Zustand und wurde  auf Befehl des mährischen Landtages wieder hergerichtet. Nach der Niederlage des Ständeaufstandes wurde die Burg im Jahre 1621 von  dem Pfandbesitzer Vilem von Roupov beschlagnahmt. Nach einem Brand im  Jahr 1630 wurde sie zwar als Landesfestung wieder instand  gesetzt, jedoch verlor sie ihre Bedeutung und ihr Zustand verschlechterte sich beträchtlich.

Die Teilung und der Niedergang  der Burg (18. – 19. Jhd.)
Am Ende des 17. Jahrhunderts war sie schon halb zerfallen. Aufgrund des Patents  von Kaiser Joseph I. aus dem Jahre 1709 wurde der  hintere Teil der Burg der Grafenfamilie von Deblin als Lehensgut gewidmet. Den vorderen Teil der Burg, samt der Rotunde und dem  Räuberturm, kauften die Znaimer Bürger, die hier schon im Jahre 1720 eine Bierbrauerei gründeten.  Die Herren von Deblin ließen das alte
Burgpalais hinter dem Graben niederreißen und an seiner Stelle, in den Jahren 1711-1721, ein neues Barockschloss mit einem ins  Thayatal gerichteten Ehrenhof aufbauen. Der Eintrittssaal des Schlosses wurde um 1720 mit dem Fresko von Johann Michael Fisée  (1686 – 1732) ausgestattet. In den Fensternischen wurden Portraits der böhmischen Herrscher und in den Medaillons unter der Kuppel  die der Habsburger Herrscher seit dem 15. Jahrhundert angebracht. Die Frauengestalten in dem Kuppelgewölbe stellen dann die  Allegorien der Eintracht und des Ruhmes der Böhmischen Kronländer dar. Als im Jahr 1784 der Graf Josef von Deblin ohne Nachfolger  starb, kam das Schloss wieder in den Besitz des Kaisers. Die innere Ausstattung wurde bald ausverkauft und das leere Gebäude des  Schlosses diente dann während des ganzen 19. Jahrhunderts als eine Kaserne und ein Militärspital.

Die Burg als Museum und Brauerei
Zwischen den Jahren 1910 und 1922 wurde das ganze Gebäude von der Stadt Znaim zum Südmährischen Museum  umgebaut. Die Bierproduktion im vorderen Teil der Burg ist im 1. Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts langsam ausgelaufen und die Brauerei wurde an  die 
Stadt (2010) verkauft. Heute ist die Stadt Znaim der alleinige Besitzer des ganzen Burg-Areals.

                                           Znaimer Burg - 2012 

                                               Foto  Karel Jakl

                                               Znaimer Burg - Ansicht von der Přemyslidenstraße




PhDr.Jiří Kacetl, Znojmo 2011
Übersetzung: Karel Jakl, Wien 2011

zurück index