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Verschönerungsverein in Znaim   
Staré Znojmo - obrázek


D e r   O r t   u n d   s e i n   G e i s t

Einleitung: Die Stadt Znaim in ihrer Vergangenheit und zwar bis Hitler an die Macht kam, hatte sich kontinuierlich entwickelt und ihre Bevölkerung blieb relativ gleich. Angesessene bürgerliche und adelige Familien hielten ihre familiären und historischen Traditionen und Bräuche aufrecht. Damit bewahrte man auch den "Geist des Ortes" und der Region.

 Im Sommer 1938 begann zuerst die jüdische Bevölkerung vor Hitler zu fliehen (der Bekannteste von ihnen war der Unternehmer Herbert Felix), die nicht fliehen wollten oder konnten wurden zum Schluss in die Konzentrationslager deportiert, wo fast alle umgebracht wurden. Nach dem Krieg wurde/konnte die jüdische Kultusgemeinde nicht mehr erneuert werden. Auch die Znaimer Synagoge wurde zerstört.
Vor Hitler, nach der Besetzung des Sudetenlandes, also auch der Stadt Znaim, mussten Familien, welche tschechoslowakische Bürger bleiben wollten, fliehen oder sie wurden vertrieben (zu den prominentesten Persönlichkeiten gehörte der ehemalige Bürgermeister der Stadt Znaim JUDr. Josef Mareš und seine Familie).

Nach dem verlorenen Krieg hatte sich das Blatt gewendet und diesmal wurde die deutsche Bevölkerung aus dem Sudetenland (also auch aus Znaim) vertrieben. Ihr Eigentum wurde beschlagnahmt und an die Umsiedler aus dem Landesinneren der Republik, aber auch an die Rücksiedler aus anderen Ländern, (z.B. aus Rumänien) verteilt. Diese hatten zu dieser Region keine Beziehung gehabt und gewannen sie auch in der ersten Generation nicht.
Der Geist des Ortes ist zum zweiten Mal verloren gegangen.

Kurz danach begann die Verstaatlichung, welche die Liquidierung der Unternehmen und der Gewerbetreibenden mit sich brachte. Im Februar 1948 kamen die Kommunisten an die Macht und damit die erste riesige Nachkriegsemigrationswelle. 

Nach August 1968 kam dann die zweite große Emigrationswelle. Damit wurde die Mehrheit der Beziehungen zwischen den Verwandten und Bekannten unterbrochen und oft komplett zerstört. Der Geist des Ortes wurde gänzlich vernichtet. Zusätzlich hatten die Kommunisten kein Interesse, die Tradition der Masaryk-Republik, welche ein prosperierender demokratischer Staat war, zu pflegen. Noch schlechter daran war die Geschichte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, da die Historie gefälscht und manchmal ganz verschwiegen wurde. Im Schulunterricht wurde die Geschichte nur nach kommunistischen Vorstellungen gelehrt. Um die Ortsgeschichte kümmerte sich fast niemand. Einer von den wenigen Ausnahmen war der Mittelschullehrer Jakub Trnka.

Mit der Zeit verstärkte die Entfremdung noch eine wesentliche Tatsache – die Sprachbarriere. Als Pflichtsprachunterricht in den Schulen galt nur die russische Sprache. Jene, die aktiv die deutsche Sprache (mit der man in Znaim früher gesprochen und geschrieben hatte) beherrschten, wurden immer weniger. Immer seltener gab es Leute, welche in alten deutschen Zeitungen (Znaimer Wochenblatt und andere) lesen und sich informieren konnten oder wollten. So entstanden weitere weiße Flecken und Löcher in der Geschichte unserer Region.

Es ist lobenswert, dass das Bezirksarchiv in Znaim am Ende der 80-er Jahre des 20. Jhd. mit der Herausgabe des „Jahrbuches“ (heuteSammelband“) begonnen hatte. So wurde eine Plattform geschaffen, in der sowohl Amateure als auch professionelle Forscher ihre Arbeiten publizieren können. Diese Publikationen sind bis heute sehr wertvoll und unersetzlich.

Auch der wiedergegründete Verschönerungsverein begriff die entstandene Lücke in der Geschichtsschreibung und entschied dem entgegenzutreten.  
Unsere Region war immer zweisprachig, deshalb unterstützt unser Mitglied DI Karel Fiala schon einige Jahre die Herausgabe der tschechisch-deutschen ZeitschriftOkno – Fenster“. Sie bringt gleiche Artikel in beiden Sprachen, welche sich mit der Historie und der Gegenwart unserer und der angrenzenden österreichischen Region beschäftigen. Ebenfalls gründete er eine EditionsreiheOpera Znoymensia“ („Znaimer Werke“). Diese Buchreihe bringt übersetzte Werke der Schriftsteller, die in Znaim wirkten und überwiegend deutsch schrieben.

Der Verschönerungsverein eröffnet  jetzt auf seinen Internetseiten ein neues, selbstständiges Kapitel „Der Geist des Ortes“.
Hier wollen wir dem Leser wenig bekannte Abschnitte aus der Geschichte unserer Stadt und Region, sowohl Übersetzungen der ursprünglichen (besonders der deutschen) Arbeiten und Artikeln, als auch eigene Forschungsarbeiten, präsentieren.
Natürlich begrüßen wir Beiträge von allen, die unsere Stadt und Region lieben und die helfen wollen den Geist des Ortes zu beleben.
Willkommen sind uns selbstverständlich auch kritische Anmerkungen und ergänzende Notizen zu den veröffentlichten  Beiträgen, Erinnerungen der Zeitzeugen, Fotografien, Dokumente usw.

Unser erster Beitrag - - ist die kurze Zusammenfassung der Historie unseres Vorgängers, des Anpflanzungs- und Verschönerungsvereines in Znaim, wie sie Anton Wrbka in seiner „Chronik der Stadt Znaim“ aus dem Jahre 1927, beschrieb.

MUDr. Lubomír Černošek 
Obmann des Verschönerungsvereines in Znaim

März 2009

                                                                 
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